Die Erregung der Seelen beim Streben nach Glück

„Du sollst dir deine [Natur] ohne jede Einschränkung und Enge, nach deinem Ermessen, [...] selber bestimmen. Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt ausformst, die du bevorzugst.“
Pico della Mirandola: Über die Würde des Menschen (1486/1990)

In der Konkurrenz der Geschlechter stehen sich die Idealvorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit gegenüber. Dabei werden die Definitionen meist widersprüchlich, also sich ausschließend (männlich = nicht weiblich) wahrgenommen. Irritierende Abweichungen, genetisch oder verhaltensbedingt, führen dazu, dass Mann nicht gleichbedeutend mit Männlichkeit ist, ebenso wenig wie Frau mit Weiblichkeit. Die Vielfalt der Möglichkeiten des Seins und des Begehrens eröffnet innerhalb der Geschlechter eine Vielzahl von Zuschreibungen, woraus folgt, dass es die "Männlichkeit" oder die "Weiblichkeit" nicht gibt.

Vielmehr gibt es verschiedene "Männlichkeiten" und "Weiblichkeiten", die innerhalb der kulturellen und sozialen Vorgaben der Geschlechterkategorien eigene, auf Geschlecht und Begehren bezogene Identitäten bilden: Identitäten, die eingebunden sind in Vorstellungen von Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft.

Wer bist Du?  Wer bin ich? Was ist dein Begehren?
Wir beleben die Portraits mit Vergleichen unserer eigenen Leben.
Wir schreiben ihnen ihre eigenen Wirklichkeiten und Lebensgeschichten zu.
Wir möchten sie teilen - oder auch nicht.
Wir sind berührt  - oder abgestoßen.
Und wir sind angeregt, uns selbst zu gestalten.

Ralf Raßloff, Januar 2014